In letzter Zeit habe ich viel über so genannte Microgreens gelesen, also junge Gemüsepflänzchen, die schon etwas größer als Keimlinge, aber noch nicht so groß wie beispielsweise Babyleaf-Salate sind. Sie lassen sich unter Salate mischen, peppen mit ihrer Textur und Farbe Nudel- und Reisgerichte auf und machen sich hübsch als Deko auf dem Teller. Das Tolle: Man braucht keinen Garten, sondern kann Microgreens prima auf der Fensterbank ziehen. Neugierig geworden habe ich drei Schälchen ausgesät, und zwar Erbsen, dann eine Mischung aus Blattsenf und Rettich und last but not least Blutampfer. Irgendwann werde ich mich auch noch mal an Brokkoli und Roter Bete versuchen. Leider ist mit die gerade aufgegangene Blattsenf-/Rettichmischung an einem strahlenden Sonnentag verbrutzelt, Südfenster war wohl doch keine gute Idee. Der Blutampfer lässt sich viel Zeit und ist noch klein – er lebt übrigens etwas schattiger nach hinten raus. Die Erbsen aber sind prima gekommen und haben sich innerhalb von zweieinhalb Wochen zur Erntereife gemausert.

Poesie auf der Samentüte! „Wunder von Kelvedon“ heißt diese Erbse. Ich musste nachschauen: Kelvedon liegt in England
Die Anzucht ist einfach, wenn man nicht das Gießen vergißt *räusper*. Da die Pflanzen ja nicht groß werden sollen, streut man die Samen eng. Tiefe Töpfe braucht man auch nicht, ca. 5 cm hohe Schalen reichen. Wer hat, kann zum Beispiel leere Eiscreme-Packungen nehmen, dann aber unten ein paar Löcher reinbohren für den Wasserabzug. Wie tief die Samen unter die Erde müssen, steht hinten auf der Samentüte drauf. Je nach Sorte brauchen die Samen 7 bis 20 Tage, bis aus ihnen Microgreens geworden sind. Man lässt sie so lange wachsen, bis sie zwei richtige Blätter haben – neben den Keimblättern, das sind die 2 Paar Blättchen, die zuerst kommen und etwas anders aussehen als „richtige“ Blätter. Dann schneidet man die Pflänzchen ab und kann sie verwenden.
Wissenschaftler in Maryland/USA haben untersucht, wie es um den Nährstoffgehalt von Microgreens steht und siehe da, sie enthalten Vitamine in einer deutlich höheren Konzentration als die ausgewachsene Pflanze. Noch ein guter Grund also, die Fensterbank zum Gemüsebeet zu machen.
Also, was ist aus meinen Erbsensprossen geworden? Sie bekamen ihren großen Auftritt in einem cremigen Risotto, bei dem das Brät von leckeren Salsicce für rustikale Würze sorgte. Ich habe die Erbsenpflänzchen ganz kurz blanchiert, dann haben sie noch Biss, schmecken aber nicht mehr so roh. Generell ist Blanchieren für Microgreens aber nicht nötig.
Für 3-4 Portionen braucht ihr:
1 Schalotte
2 EL Olivenöl
250 g Risotto-Reis
50 ml Weißwein
ca. 750 ml heiße Brühe
2 Salsicce
2 Handvoll Erbsensprossen
Salz, frisch gemahlenen schwarzer Pfeffer
3 EL geriebenen Parmesan
1 EL Butter
Und so geht’s:
Schalotte fein würfeln und bei mittlerer Hitze in 1 EL Öl andünsten. Reis zugeben und unter Rühren kurz anschwitzen, bis er glasig ist. Mit Weißwein ablöschen und einköcheln lassen. Portionsweise die heiße Brühe angießen und unter häufigem Rühren den Reis kochen, bis die Flüssigkeit fast aufgesogen ist. Dann die nächste Portion Brühe zugießen. Aufgepasst, wenn Reiskörner innen am Topfrand kleben bleiben: Diese immer sofort mit dem Löffel zurück nach unten in den kochenden Reis schieben, sonst endet ihr mit harten Körnern im fertigen Risotto. Risotto je nach Reissorte um die 20 Minuten kochen. Der Reis sollte außen weich sein und innen noch einen leicht bissfesten Kern haben. Auch die endgültige Flüssigkeitsmenge hängt vom Reis ab, zum Schluss sollte das Gericht schön cremig sein.
Während der Reis kocht, 1 EL Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Pelle der Salsicce längs aufschneiden und das Brät in Flöckchen ins heiße Öl drücken. Schön braun braten. Erbsensprossen in ein Sieb geben, mit ca. 1 l kochendem Wasser überbrühen und abtropfen lassen.
Wenn das Risotto gar ist, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Parmesan und Butter unterrühren. Zum Schluss Salsicce-Brät und Erbsensprossen unterheben. Guten Appetit!