Die Pilzernte hat endlich auch im Norden, wo es lange zu trocken war, Fahrt aufgenommen. Wie sehr habe ich den Süden der Republik beneidet, wo die Saison ja ungewöhnlich früh begann und die Körbe schon üppig gefüllt hat. Gerade las ich, dass auch die Anzahl der Pilzvergiftungen in diesem Jahr stark gestiegen ist. Viele Pilze haben giftige Doppelgänger und wer nicht weiß, worauf er achten muss, endet leicht mit einer gefährlichen Mahlzeit in der Pfanne.
Manchmal höre ich: „Ich sammle nur Röhrlinge, da kann ja nichts Schlimmes passieren.“ Klar, einige der leckersten Speisepilze wie Steinpilz und Marone finden sich in dieser Gruppe. Doch auch hier kann man leider daneben greifen. Selbst wer nur Pilze sammelt, die eine schwammartige Röhrenschicht unterm Hut haben, sollte diese zwei Gesellen kennen, damit sie sich nicht versehentlich ins Körbchen verirren:
Sieht er nicht appetitlich aus? Wen man diesen schmucken Pilz sieht, hüpft erst das Herz in Erwartung einer leckeren Mahlzeit, bis leichte Zweifel einsetzen: Irgendwas stimmt hier nicht. Die Röhren sind leicht rosa überhaucht und dieses dunkle, netzartige Muster auf dem Stiel wirkt irgendwie verdächtig. Tatsächlich, ein Gallenröhrling! Er ist zwar nicht giftig, schmeckt aber so penetrant bitter, dass er eine ganze Mahlzeit unrettbar verderben kann. In einem meiner liebsten Maronenreviere kommt er ziemlich häufig vor und gerade wenn er noch jung ist, kann man ihn schwer von den leckeren Verwandten unterscheiden. Deshalb nehme ich im Zweifel eine kleine Kostprobe vom rohen Pilz. Da ich sehr empfindlich auf Bitterstoffe reagiere, reicht es bei mir schon, an der Schnittfläche zu lecken. Brrr! Ich kenne aber auch Leute, die nicht so bittersensibel sind, und wenn ihr zu denen gehört, könnt ihr ein winziges Bisschen Pilz abbeißen und darauf herumkauen. Spätestens jetzt müsstet ihr merken, ob ihr Top oder Flop in den Händen haltet.
Wenn der hier in der Pfanne landet, ist das nicht einfach nur ärgerlich, sondern kann zu heftigen Magen- und Darmstörungen, Erbrechen und Übelkeit führen. Der Satans-Röhrling ist nämlich giftig, und wenn er auch noch keinen umgebracht hat, so setzt er einen doch eine Weile außer Gefecht. Tückischerweise soll er durchaus wohlschmeckend sein (ich werde mich aber hüten, das auszuprobieren 😉 ), so dass man sich nicht auf seinen Gaumen als Alarmanlage verlassen kann. Leider habe ich nur ein Handy-Foto von einem ziemlich alten und angefressenen Exemplar (Schnecken scheinen nicht so wählerisch zu sein), aber die wichtigsten Merkmale sind: kalkweißer bis grauweißer Hut, blutrote Röhren (die bei alten Pilzen blasser werden können), leuchtend roter Stiel. Das Fleisch läuft beim Anschneiden nur schwach blau an. Es gibt auch essbare Röhrlinge mit rotem Stiel, zum Beispiel Hexenröhrlinge, aber deren Fleisch wird schon bei geringster Berührung intensiv blau. Der Satans-Röhrling ist eher selten und eine prachtvolle Erscheinung, daher verdient er es, geschützt und geschätzt zu werden. Nur, essen sollte man ihn absolut nicht!
Grundsätzlich gilt: Im Zweifel lieber den Pilz stehen lassen oder sich zumindest an eine Pilzberatungsstelle in der Nähe wenden, um den Fund begutachten zu lassen.
3 Kommentare zu “Pilzsaison 2014: Zwei Typen mit Hut, die getrost im Wald bleiben können”
Reni
Toll, dass du dich mit Pilzen so gut auskennt!
lg, Reni
steffherz
Bin in Waldesnähe aufgewachsen und schon mit meiner Oma in die Pilze gegangen – Familientradition 😉
Liebe Grüße
Stefanie
Reni
Du Glückliche 😉