Ich glaub, ich steh im Wald! Das ist zumindest der erste Eindruck, wenn man sich ein Gläschen Tannenspitzenlikör einschenkt. Im Mai erscheinen die zarten grünen Triebe an Tannen oder Fichten, und die sind eine intensiv-aromatische Grundlage für allerlei Leckereien in der Küche. Nicht nur für Likör! Solange die Spitzen noch jung sind, schmecken sie angenehm zitronig mit harziger, rosmarin-ähnlicher Note.
Der feine Schnappes, der sich aus den „Maiwipfeln“ aufsetzen lässt, soll angeblich gut bei Husten helfen. Zugegeben, ein ganz kleines bisschen erinnert er an Omas Fichtennadel-Badewasser, allerdings in Lecker! Beim Sammeln übrigens bedenken, dass das, was man abknipst, in diesem Jahr nicht mehr nachwächst. Deshalb nicht an kleinen Tännchen wildern und nicht zu viel an einer Stelle vom Baum abzupfen, sonst gerät er unschön aus der Form.
Tannenspitzenlikör
Dafür braucht ihr eine gute Handvoll hellgrüne Tannen- oder Fichtenspitzen, die erst einmal gewaschen und sehr gut trockengetupft werden. Die Tannenspitzen mit 125 g weißen Kandis und nach Belieben 1 Rosmarinzweig in eine saubere 1-Liter-Flasche geben. Mit 1 Flasche (0,7 l) Doppelkorn (38 % vol) aufgießen. Flasche auf die Fensterbank stellen und dort ca. 8 Wochen ziehen lassen, dabei ab und zu mal aufschütteln. Der Kandis löst sich im Laufe der Zeit auf und die Tannenspitzen geben ihre grüne Farbe (und das Waldaroma) an den Korn ab. Nach ca. 2 Monaten durchseihen und in eine schöne Flasche füllen. Jetzt schmeckt der Likör noch ziemlich kratzig, er darf noch weiter reifen. Im Winter kann man ihn dann schon mal probieren. Meiner steht jetzt im zweiten Jahr und schmeckt mittlerweile angenehm rund. Im Prinzip hält der Likör ewig und reift dabei immer weiter. Wohlsein!
Dieses Jahr habe ich aus den waldigen Spitzen Shortbread gemacht. Als Basisrezept habe ich das vom Holunderblüten-Shortbread aus dem letzten Jahr genommen. Das Zitronige in den Tannenspitzen -schmeckt nach dem Backen regelrecht duftig-fruchtig, mit einem zarten harzigen Hauch. Unbedingt mal ausprobieren.
Maiwipfel-Shortbread
Für 40-45 Stück braucht ihr:
- 30 g junge, grüne Tannen- oder Fichtenspitzen
- 100 g Zucker
- 250 g zimmerwarme, weiche Butter
- 1 gute Prise Salz
- 1 TL abgeriebene Bio-Zitronenschale
- 250 g Mehl
- 125 g Maisstärke
Und so geht’s:
- Tannenspitzen waschen und sehr gut trockentupfen. Mit dem Zucker in einen Universalzerkleinerer geben und fein hacken. Oder mit einem großen Küchenmesser sehr fein hacken und dann mit dem Zucker mischen.
- Butter, Salz und Tannenspitzen-Zucker mit dem Handrührer ca. 5 Minuten lang aufschlagen, bis die Butter weiß und cremig ist. Zitronenschale unterrühren. Mehl und Stärke mischen und auf die Butter sieben. Zuerst alles kurz mit dem Handrührer vermengen, dann kurz mit den Händen durchkneten
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- Teig auf einem Stück Backpapier ca. 1 cm dick rechteckig ausrollen. Mit einem langen Messer schon einmal die Schnittkanten der Kekse einritzen. Teig mit einer kleinen Gabel in kurzen Abständen einstechen. Backpapier mit dem Teig auf ein Blech ziehen. Ca. 30 Minuten in den Kühlschrank stellen (oder, wenn das Blech für den Kühlschrank zu groß ist, den Teig mit dem Papier auf ein Küchenbrett ziehen). Backofen (E-Herd) auf 170 °C vorheizen. Shortbread im heißen Ofen ca. 25 Minuten hell backen.
- Shortbread aus dem Ofen nehmen und auf dem Blech ca. 10 Minuten abkühlen lassen. Dann mit dem Messer entlang der Markierungen in Stücke schneiden. Noch etwas abkühlen lassen, dann zum vollständigen Auskühlen auf ein Gitter setzen. Zum Aufbewahren in eine Blechdose legen.
Ein Kommentar zu “So gut schmeckt Wald: Likör und Kekse aus Tannenspitzen”
Nadine Beckmann
Liebe Stefanie,
es hat mich gefreut, dich gestern kennengelernt zu haben! Wow, ich wusste gar nicht, dass dieses frische Grün essbar ist. Der Likör hört sich sehr interessant an und das Shortbread auch. Wäre nie auf die Idee gekommen, es in der Küche zu benutzen.
Bis bald!
Liebe Grüsse,
Nadine