Schon lange ging mir eine süße Pie mit Äpfeln und Brombeeren nicht aus dem Kopf, die ich vor Jahren in England einmal essen durfte. Viele glauben es ja nicht, aber man kann auch auf der Insel gute Hausmannskost und traditionelle Leckerchen bekommen, die echt schmecken. Und mal ehrlich, es gibt auch bei uns viele klassische Rezepte, die man nur lieben kann, wenn man damit aufwächst. Labskaus. Oder Biersuppe. Oder Brägenwurst. Nur um mal ein paar Beispiele zu nennen. Deshalb habe ich nie wirklich verstanden, wie man sich als Deutscher über die englische Küche lustig machen kann. Ich habe dort viele Dinge probiert, die ich wirklich mochte. Wie halt die hausgemachte Apple-Blackberry-Pie, von der ich mir leider nie das genaue Rezept habe geben lassen.
Da ich noch einige Brombeeren über hatte, habe ich ein bisschen im Internet recherchiert und versucht, mich dunkel an die Zubereitung von damals zu erinnern. Das Besondere an der Pie: Sie ist nicht so extrem süß, so dass der charakteristische Brombeergeschmack sich entfalten kann. Zusammen mit Vanillesoße zum Beispiel ergibt das eine ausgesprochen köstliche Kombination. Wer einen extrem süßen Zahn hat, kann etwas mehr Zucker in die Füllung geben. Auch der Teig kommt mit nur 1 TL Zucker aus, ist also nicht mit unserem klassischen Mürbeteig zu vergleichen. Stattdessen wird etwas brauner Zucker auf den Teigdeckel gestreut, das ergibt dann im Ofen eine knusprige Karamellschicht.
Ein Problem war da aber doch noch: Ich habe gar keine Pieform. Hmpf. Und da erinnerte ich mich an ein altes, grottenhäßliches Geschirr aus den dunklen Zeiten des vorigen Jahrhunderts, das in einer Kiste auf dem Dachboden vor sich hin staubt. Ist ja doch manchmal nicht schlecht, wenn man nix wegwerfen kann. Ich habe also so einen alten tiefen Teller aus der Kiste gewühlt und sofort gedacht: das kann klappen! Im Durchmesser innen misst er etwas mehr als 19 cm, ist also fast so groß wie eine gängige 20er-Pieform. Und er hat einen kleinen Rand, auf dem man den Boden und den Deckel der Pie gut zusammendrücken kann. Mit folgendem Rezept hat alles sehr gut funktioniert, es schmeckte tatsächlich very British, ganz wie in meiner Erinnerung. Noch ein Tipp, bevor es losgehen kann: Wer eine Pieform aus Metall benutzt, muss sie eventuell ein bisschen eher aus dem Ofen nehmen, die leitet ja bekanntlich die Hitze viel besser als so ein oller Keramikteller.
Für ca. 6 Stücke bzw. eine Pieform von 19-20 cm Durchmesser braucht ihr:
Für den Teig:
300 g Mehl
1 TL Zucker
1 Prise Salz
150 g kalte Butter
4 EL eiskaltes Wasser
Für die Füllung:
150 g Brombeeren
2-3 säuerliche Äpfel (ca. 400 g)
3 EL Zucker
1 EL Vanille-Puddingpulver (zum Kochen)
Außerdem:
Fett für die Pieform
Mehl zum Ausrollen
1 Eigelb + 1 EL Milch zum Bestreichen
1 EL braunen Zucker
evtl. Puderzucker zum Bestäuben
Und so wird’s gemacht:
Für den Teig Mehl, 1 TL Zucker und Salz mischen. Kalte Butter in kleine Würfel schneiden und zugeben. Mit den Knethaken des Handrührers verkneten, dabei das Wasser zufügen. Zum Schluss kurz mit den Händen verkneten, so dass ein elastischer, nicht zu weicher Teig entsteht. Teig in Folie gewickelt ca. 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
Inzwischen die Brombeeren waschen und trocken tupfen. Äpfel schälen, entkernen und in mittelgroße Stücke schneiden. Äpfel mit 1-2 EL Wasser und 2 EL Zucker in einen Topf geben und aufkochen. Bei schwacher Hitze ca. 10 Minuten dünsten, bis die Äpfel weich sind. Überschüssige Flüssigkeit abgießen.
Brombeeren, 1 EL Zucker und Puddingpulver unter die Apfelstücke heben. Das Puddingpulver bindet beim Backen die Flüssigkeit, die aus den Brombeeren austritt.
Backofen (E-Herd) auf 180 °C vorheizen. Pieform oder einen tiefen Teller, idealerweise mit etwas Rand, fetten. Arbeitsfläche mit etwas Mehl bestreuen. Die Hälfte des Teiges darauf 3-4 mm dünn rund ausrollen. Teig vorsichtig um die Teigrolle wickeln und über der Pieform wieder abrollen. Auf diese Weise die Pieform mit Teig auskleiden. Ränder mit einem Messer abschneiden. Teigboden mit einer Gabel mehrmals einstechen. Äpfel und Brombeeren in die Form geben.
Übrigen Teig ca. 3 mm dünn ausrollen und viele kleine Teigkreise ausstechen. Eigelb und Milch verquirlen, Teigrand in der Form damit bestreichen, damit der Teig schön klebt. Die Teigkreise dachziegelartig auf die Füllung legen, dabei alle Stellen, die sich überlappen, mit verquirltem Ei bestreichen. Wenn man elegant ist, nimmt man dazu einen Backpinsel, ich habe ganz vandalenmäßig einfach das Ei mit einer Fingerkuppe verstrichen. Ganz oben auf der Pie eine Öffnung frei lassen, damit beim Backen der Dampf abziehen kann. Den Deckel der Pie noch einmal mit Eigelb bestreichen (jetzt ist ein Pinsel tatsächlich zweckmäßiger) und mit braunem Zucker bestreuen. Im heißen Ofen 30-35 Minuten backen. Sollte der Deckel zu schnell dunkel werden, kann man ihn zum Schluss mit einem Stück Alufolie oder Backpapier abdecken. Zu düster geratene Stellen lassen sich zur Not mit etwas Puderzucker kaschieren 😉
Am allerbesten schmeckt die Pie noch warm mit Schlagsahne beziehungsweise mit flüssiger Sahne oder Vanillesoße übergossen. Herrlich!