Die Meisen sind schon in Frühlingslaune und führen fleißig Wohnungsbesichtigungen durch. Höchste Zeit also, die alten Kästen auszuräumen. Ich mag das nie im Herbst machen, denn dann sind die verlassenen Nester noch so verfloht und ich habe keine Lust, einen kleinen Blutsauger mit nach Hause zu bringen. Im Winter machen sich oft andere Hausbesetzer im Kasten breit: süße kleine Waldmäuse. Die halten zwar keinen Winterschlaf, sind aber nachtaktiv und kuscheln sich tagsüber in den weichen Nestpolstern ein. Auch heute fand ich wieder zwei verpennte Nager in dem einem Kasten. Die eine Maus nahm sich noch die Zeit, mich vorwurfvoll anzublicken und für ein paar Handyfotos zu posen, bevor sie davonsprang und in einem der Mauselöcher verschwand, wo sie hingehört.
Zum Glück rechne ich mittlerweile mit blinden Passagieren. Beim ersten Mal bin ich fast in Ohnmacht gefallen, als mir eine quiekende Maus aus dem Nistkasten entgegenhüpfte. Mittlerweile schubse ich das Gebilde aus Blättern, Halmen und eben Mäusen ganz vorsichtig mit einem Stöckchen aus der Öffnung. Freiwillig wollen die Knopfaugen nämlich nicht räumen. Dabei halte ich die Luft an, denn die Nisthöhle ist für die Mäuse Schlafzimmer und Klo in einem. Kaum zu glauben, dass ein so kleines Tier einen so großen Gestank produzieren kann. Zum Glück haben Singvögel keinen besonders ausgeprägten Geruchssinn, so dass ich zuversichtlich bin, dass in die freigewordene Wohnung bald ein paar Meisen einziehen werden.