Crème brûlée und Earl-Grey-Tee sind zwei Aromen-Universen, die schon jedes für sich für mich der Inbegriff der sinnlichen Fülle sind. Vanille, sahnige Creme und gebrannter Zucker auf der einen Seite, komplexer Schwarztee und duftige Bergamottefrische auf der anderen Seite. Schon lange wollte ich die Kombi aus beidem ausprobieren, aber meist lande ich doch wieder bei der klassischen Brûlée-Version. Das sollte gestern endlich anders werden, als sich eine liebe Ex-Kollegin bei mir zum Essen einfand. Brûlée jucheh! Mit Earl Grey, und zwar in der Luxusausführung mit meinem Lieblings-Sonntagstee „Anastasia“ von Kusmi. Da gesellen sich zur Bergamotte noch ein paar andere Zitrusnoten, einfach mmmh! Das Ergebnis ist tatsächlich ein Burner (ähem, kleines Wortspiel), und deshalb gibt es heute hier das Rezept.
Schön finde ich, dass etwas so Leckeres wie Crème brûlée eigentlich ganz einfach geht. Man muss sich nur rechtzeitig an die Arbeit machen, damit man die Zwischenstufen immer wieder für ein paar Stunden kalt stellen kann. Für spontanen Besuch sind andere Desserts besser geeignet. Dafür lässt sich der Nachtisch prima vorbereiten und man kann später beim Anrichten ein bisschen Show mit dem Gasbrenner machen (an dieser Stelle ist natürlich ein mit tiefer, mahnender Stimme gesprochenes „Vorsicht mit offenem Feuer!“ angebracht). Ich bin bei Créme brûlée recht eigen, ich mag sie zum Beispiel lieber, wenn sie ganz zart und nicht so betonartig fest ist. 5 Eigelbe sind da völlig ausreichend. Auch finde ich, dass die Créme beim Servieren unbedingt kühl bleiben soll, deshalb bevorzuge ich tiefere Förmchen mit kleinerem Durchmesser, so dass beim Flämmen nur die Oberfläche warm wird. Neulich in einem Hamburger Restaurant bekam ich das Dessert in einer flachen Form, in der der Fingerbreit Crème beim Brennen völlig durcherhitzt war. Hmpf. Wer allerdings eine möglichst großflächige Zuckerkruste bevorzugt, nimmt eben weitere Förmchen. Ist halt alles Geschmackssache!
Für 6 Portionen braucht ihr:
425 ml Sahne
250 ml Milch
Mark von 1 Vanilleschote
10 g (ca. 2 EL) Earl-Grey-Tee, oder, falls ihr Beuteltee habt, zwei Beutel
5 Eigelbe
5-6 EL Zucker
Zum Karamellisieren:
Ca. 6 TL brauner Zucker
Und so wird’s gemacht:
Sahne, Milch und Vanillemark in einem Topf aufkochen. Ihr könnt natürlich auch die aufgeschlitzte Schote mit dazugeben, bei mir wandert die aber immer in das Glas, in dem ich den hausgemachten Vanillezucker ansetze. Teeblätter zugeben und den Topf vom Herd ziehen. Alles 5 Minuten ziehen lassen, dann durch ein Sieb abgießen. Noch etwas abkühlen lassen.
In einer Schüssel Eigelbe und Zucker mit dem Schneebesen verrühren. Die Tee-Sahne unter Rühren dazu gießen. Diese Mischung jetzt ca. 3 Stunden oder über Nacht kalt stellen. In der Zeit steigen alle Bläschen, die sich beim Rühren gebildet haben auf und zerplatzen. So wird die Creme hinterher ganz glatt, ohne Lufteinschlüsse.
Ofen (E-Herd) auf 175 °C vorheizen. Sahne-Mischung in sechs Förmchen à ca. 125 ml verteilen. In eine ausreichend große Auflaufform oder ein sehr tiefes Backblech stellen und soviel kochend heißes Wasser angießen, dass die Förmchen zur Hälfte im Wasser stehen. Im heißen Ofen 35-40 Minuten stocken lassen. In der Mitte ist die fertige heiße Crème noch etwas wackelig, wenn man die Förmchen anstupst. Aus dem Ofen nehmen und zunächst bei Raumtemperatur etwas abkühlen, dann im Kühlschrank vollständig auskühlen lassen. Vor dem Servieren jede Crèmeportion mit ca. 1 TL braunem Zucker bestreuen. Den Zucker mit einem Gasbrenner oder unter dem heißen Backofengrill schön braun karamellisieren.