Duftig, lieblich und leicht zu ernten – was will man mehr? Und doch bin ich jahrelang an diesem entzückenden Kraut achtlos vorbeigegangen. Bis meine überaus kluge und experimentierfreudige Freundin Adi mir bei einem Spaziergang einen der Blütenköpfe zerrieben unter die Nase gehalten hat: „Riech mal!“ Und dann roch ich es: Ananas! Tatsächlich, dieses unscheinbare „Unkraut“ duftet allerliebst nach süßer Ananas. Im Englischen wird es daher auch Pineapple weed genannt, was deutlich netter klingt als Strahlenlose Kamille. Wobei, der deutsche Name beschreibt das Äußere ganz treffend: Sie sieht halt aus wie eine Kamille, der die weißen Blütenblättchen fehlen. Ich nenne sie am liebsten Ananaskamille, das leichter über die Zunge.
Finden kann man sie an Ackerrändern, auf Schuttplätzen und auf unbefestigten Wegen, wo sie oft in großen Gruppen wächst. Selbst mitten in der Stadt hält sie sich wacker auf einem Stück ungeteertem Gehweg oder einem Parkplatzrandstreifen.
Die Ananaskamille wirkt ähnlich wie die Echte Kamille, wenn auch viel schwächer. Ihr fehlt zum Beispiel das entzündungshemmende Azulen, das in der Echten Kamille vorkommt. Dank ihrer ätherischen Öle hilft die Strahlenlose Kamille aber bei Magenkrämpfen und Verdauungsbeschwerden und sie soll außerdem bei stillenden Frauen die Milchbildung anregen.
Der Tee der Strahlenlosen Kamille schmeckt super lecker, ein bisschen nach Kamille mit feiner Ananasnote. Zwischen Juni und September kann man die frischen Blüten aufbrühen und es lohnt sich, einen kleinen Vorrat für den Winter zu trocknen. Ich verwende nur die Blütenköpfchen, denn das Kraut verleiht dem Tee eine herbe Note. Was meiner Erfahrung nach am besten funktioniert: Von dem frisch gesammelten Kraut mit einer kleinen Schere die Blütenköpfe abschneiden und diese ausgebreitet trocknen. Seit kurzem ist dieser Haushalt übrigens mit einem Dörrgerät ausgestattet, das das Trocknen noch einmal vereinfacht. Kann ich nur empfehlen! Früher kam es leider schon mal vor, dass nicht ganz durchgetrocknete Kräuter anfingen, in der Dose muffig zu riechen… nicht so schön. Trocknet man zuerst die ganze Pflanze und will dann die Blütenköpfe abschneiden, muss man damit rechnen, dass das spröde Kraut unkontrolliert zerbröselt und die Blütenköpfchen kleine Sprünge überall hin machen, nur nicht ins vorgesehene Gefäß. Die weichen Stiele lassen sich deutlich einfacher schneiden. Zum Aufbrühen ca. 1 EL Blüten mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5-10 Minuten ziehen lassen und genießen.