Was dem einen sein Unkraut, ist dem anderen sein Gemüse. Das gilt ganz besonders für die Vogelmiere, die sich auf nährstoffreichen Böden freudig vermehrt und regelrechte Teppiche bilden kann. Da sie wirklich ausgezeichnet schmeckt, sollte man statt zur Unkrautharke lieber zur Schere greifen und sich einen kleinen Strauß für die Küche abschneiden. Zu erkennen ist die Vogelmiere (auch Hühnerdarm genannt – klingt aber irgendwie nicht so lecker) an den zugespitzt eiförmigen Blättern und den winzigen weißen Blüten. Die Blütenblätter sind jeweils ganz tief eingeschnitten, so dass sie zusammen wie fünf Paar Hasenohren aussehen. Die Stängel stehen nicht aufrecht, sondern kriechen über den Boden.
Vogelmiere blüht das ganze Jahr durch, sogar in milden Wintern. Sie zählt zu den ersten Wildkräutern des Jahres überhaupt und diente unseren Vorfahren in kargen Zeiten als gute Vitamin-C-Quelle in der noch dunklen Jahreszeit. Neben Vitamin C enthält das Kraut viel Vitamin A, Eisen, Kalium, Zink und vor allem Saponine. Das sind Pflanzenstoffe, die in der Medizin vor allem zur Schleimlösung eingesetzt werden. Deshalb gilt Tee aus getrockneter Vogelmiere als gutes Hustenmittel. Außerdem wurde in Studien nachgewiesen, dass Saponine Cholesterin binden und so für gute Blutwerte sorgen können. Ein Vogelmieren-Aufguss hilft äußerlich angewandt gegen Hautkrankheiten und Ekzeme.
Vor allem in der Küche ist das Kraut eine echte Bereicherung. Verarbeitet werden die Stängel, Blätter und Blüten. Im Geschmack erinnert die Vogelmiere ein bisschen an frische grüne Erbsen und Spinat. Da sie schön knackig ist und auch bleiben soll, wird sie besser nicht mitgekocht, sondern roh unter Salate gemischt oder gehackt auf Butterbrote, Suppen, Ragouts, Rührei oder Spätzle gestreut. Schön frisch und würzig schmeckt auch ein Brotaufstrich oder Dip aus Quark und gehackter Vogelmiere.